Ich weiß nicht genau wieso, aber Singapur, der tropische Insel-Stadtstaat mit 5 Millionen Einwohnern, hat mich schon seit langer Zeit fasziniert. Leider gab es bisher kaum Gelegenheiten, diese Stadt zu sehen, doch die Nähe Australiens zu Südostasien eröffnete mir die Möglichkeit, eines meiner dringendsten Reiseziele endlich zu sehen.
Vor ein paar Tagen noch saß ich im Auto und bin stundenlang durch den australischen Norden gefahren, um es vor dem Regen bis nach Darwin zu schaffen. Nach 22 Stunden Fahrt haben wir es endlich geschafft und konnten Montag früh in den Flieger nach Singapur steigen. Nach knapp fünf Stunden im Flugzeug landete ich in Singapur und mit der Metro ging es direkt zum Hostel in der Nähe des Bankenviertels, in Chinatown.
Hier in Chinatown, dem touristischen Zentrum der chinesischen Einwohner Singapurs, sieht man noch überall die Dekorationen und Überreste der Neujahrsfeier vor ein paar Tagen. Eigentlich sieht man in Chinatown an vielen Ecken auch mehr Touristen als Chinesen, denn das Viertel ist bekannt für die billigen Souvenirläden und die verschiedenen sehenswerten buddhistischen Tempel. Und eigentlich ist der Anteil der Chinesen unter Singapurs mit knapp 80% so groß, dass die ganze Stadt eine Chinatown sein könnte. Doch genau das ist eines der Dinge, die mich an dieser Stadt so faszinieren. Chinesen, Inder, Araber, Europäer, Koreaner und auch Japaner, sie alle leben hier Seite an Seite, ohne irgendwelche Abgrenzungen. So kann man den europäischen Banker, der im Straßenmarkt von Chinatown Mittag isst neben dem indischen Schneider gegenüber der prachtvollen Moschee beobachten.
Und so ist auch das Essen hier in Singapur ein wirklicher Traum. Es gibt überall unzählige Restaurants und an vielen Ecken auch die hawker center, kleine überdachte Märkte, an denen kleine Straßenküchen superleckeres traditionelles Essen zu sehr billigen Preisen verkaufen. Alles was ich bisher dort für meist weniger als umgerechnet 2-3 Euro gegessen habe, war wirklich fabelhaft, zum Beispiel die typische scharfe Nudelsuppe mit Garnelen und Hühnerbrust "Laksa" oder auch Nasi oder Mee Goreng.
|
Eines der Modellhäuser in der City Gallery |
Am ersten Tag erkundeten wir somit erstmal das Stadtviertel rund um das Hostel und besuchten dabei auch die Singapore City Gallery, in der die gesamte Stadtplanung erklärt wird. In dieser Ausstellung hätte ich Stunden verbringen können, denn dort wurde wirklich alles, von der Landgewinnung, über die Wasserspeicherung, die Schaffung von Wohnraum und die Entwicklung der "Stadt im Garten" dokumentiert. Denn als Staat muss die Stadt Singapur weit mehr Funktionen als eine normale Metropole unterbringen und dazu auch noch wirtschaftlich und gesellschaftlich funktionieren. Und ja Singapur ist an den meisten Stellen wirklich eine sehr grüne Stadt. Die Straßen sind nicht nur geprägt von vielen Bäumen und Parks sondern auch die Häuserfassaden oder Dächer sind oftmals eigene, kleine Grünanlagen.
|
Der Singapore River und der Boat Quay mit seinen noch ursprünglichen Häusern. |
Am Abend ging es dann zum Touristenhotspot, der Marina Bay und dem Singapore River. Am Singapore River, neben den riesigen Bankentürmen liegt der Ursprung der Stadt. Doch kaum etwas erinnert hier noch an die Zeit der ersten Siedlungen.
|
Die Merlion-Statue, das Wahrzeichen des Staates |
Der Merlion, eine Mischung aus Löwe und Fisch ist das Wappentier des Staates, denn der malaysische Prinz soll dieses Fabelwesen bei seiner ersten Ankunft hier entdeckt haben. Und so soll auch der Name Singa, für Löwe und Pura für Stadt entstanden sein.
Vom wasserspeienden Merlion kann man wunderbar auf die Innenstadt und auf das neu entstandene Marina Bay Areal schauen. Wirklich ein beeindruckender Ort. Von dort aus ging es zu Fuß weiter entlang des Ufers zum Marina Bay Sands, dem allbekannten Hotel mit Pool auf dem Dach. Doch viel interessanter als der riesige Hotelkomplex, die dazugehörige überdimensionale Luxusshoppingmall mit venezianischen Wasserkanälen, der Licht- und Wassershow oder dem Louis Vuitton Store mitten im Wasser waren die Gardens by the Bay, hinter dem Hostel.
Der gesamte Park ist abends besonders atmosphärisch, denn die großen künstlichen Bäume erstrahlen in einem bunten Licht während der Rest des Parks magisch beleuchtet ist, ohne zu viel Licht zu erzeugen.
Seit 3 Uhr morgens waren wir dann schon auf den Beinen und somit ging es danach einfach auf schnellstem Weg ins Hostel und ins Bett.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück im Hostel (ein Buffet bestehend aus Vollmilch, Müsli, Wasser, Toast, Butter) ging es weiter in das Kolonialviertel, in dem noch ein paar ältere Gebäude, wie die National Gallery oder die St. Andrew´s Cathedral stehen. Nach einem kurzen Rundgang durch das Asian Civilisations Museum, dass sich mit der Geschichte der verschiedenen asiatischen Kulturen beschäftigt, führte der Weg weiter in das Stadtviertel Kampong Glam.
Bunte Straßenmärkte und sehr viel Trubel prägen hier das Bild im doch sonst so penibel sauberen Singapur. Arab Street, das Viertel der muslimischen Malaysier mit seinen schönen Moscheen reiht sich direkt an Little India, das Zentrum der indischen Einwohner der Stadt.
|
Little India |
Nicht weit von den indischen Straßenmärkten geht das Bild wieder in die westliche, moderne Shopping-Mall-Atmosphäre über. Die Orchard Road ist der Zenit des Einzelhandels und Luxus-Shoppings der Stadt. Die Straße bietet auf 2 Kilometern Länge Einkaufszentrum an Einkaufszentrum. Jedes Einzelne würde in Berlin, Hamburg oder München schon fast für die gesamte Innenstadt ausreichen. Man muss noch nicht mal hinauslaufen, um von einer in die andere Mall zu kommen, denn fast alle sind durch Tunnel und Brücken miteinander verbunden oder haben eigene Metrostationen. Die meisten Geschäfte sind allerdings weit außerhalb der normalen Preisklassen. Preise weit über dem Budget eines Backpackers prägen natürlich die Schaufenster der Luxusmarken und Geschäfte wie H&M oder Zara sind eher eine Ausnahme. Trotzdem kaufen die chinesischen Touristen, sowie die Einwohner Singapurs hier liebend gern ein und man gewinnt fast den Eindruck, dass Shopping eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Stadtbewohner ist.
|
Einsame Pfade im Botanischen Garten |
Ein paar Haltestellen mit dem angenehm klimatisierten Bus weiter allerdings kann man schon durch unberührt wirkenden Regenwald laufen. Die "alten Botanic Gardens" sind mindest genauso schön wie die Neuen mit den riesigen Stahlbäumen, wenn nicht sogar noch viel schöner, weil dieser riesige Park auch von den Einwohnern selbst genutzt wird und nicht nur als Tourismusmagnet funktioniert. Der Park hat einige, sehr schöne Ecken, wie verlassene, ruhige Pfade durch noch nie abgeholzten Wald oder den nationalen Orchideengarten, in dem tausende verschiedene Orchideen unter freiem Himmel blühen.
|
Die Orchideen im Orchideengarten |
Am Abend entdeckten wir, dass man das Dach von einem der Wohnhäuser in der Nähe des Hostel besteigen kann. Nach einer halben Stunde auf der Suche nach dem richtigen Fahrstuhl, der bis in die 50. Etage fährt, wurde man mit einem gewaltigen Blick auf das Bankenviertel und den Hafen belohnt.
|
Blick auf den Hafen, bzw. einen kleinen Teil davon. |
Total übermüdet und kaputt vom vielen Laufen ging es dann noch kurz zu einem der hawker. Zum Abendbrot gab es dann für umgerechnet 2 Euro Laksa, die typische Nudelsuppe mit Garnelen und Hühnchen. Wirklich phänomenal lecker.
|
Die Verbindung nach Sentosa Island. |
Am dritten Tag in Singapur erkundeten wir Sentosa Island, die Vergnügungsinsel der Stadt. Es gibt wirklich nichts an Freizeitattraktionen was es hier nicht gibt. Auf die Insel kommt man mit einer Monorail, die natürlich auf dem Dach eines riesigen Shopping-Centers abfährt oder über eine Seilbahn. Direkt an der ersten Station befinden sich schon die Universal Studios mit Achterbahnen und allem, was ein typischer Freizeitpark bieten sollte. Allein dort kann man schon einen Tag verbringen, doch direkt daneben kann man in eines der größten Aquarien der Welt eintauchen oder einen Wasserpark mit unzähligen Rutschen besuchen. Zwischen den ganzen Attraktionen befinden sich Hotelkomplexe und Restaurants ohne Ende. Zwei Haltestellen weiter wird es allerdings schon etwas ruhiger, denn hier liegen die Strände der Insel.
|
Auf Sentosa: Erinnert ziemlich stark an Barcelona und Gaudí. |
Doch auch hier braucht man keine Sorgen vor Langeweile haben, denn entlang der Strandpromenade kann man Bungeejumping von einem Turm machen, auf künstlichen Wellen surfen, in einem Windkanal den freien Fall erleben, Sommerrodelbahnen ausprobieren oder auch einfach nur an einer der vielen Strandbars liegen. Durch die Australienreise ist der Strand zwar im Vergleich wirklich nicht allzu schön, vor allem das Wasser ist nicht das klarste und am Horizont sieht man schon die Schornsteine der riesigen Ölraffinerien und die Öltanker im Hafen.
|
Baden mit eher weniger schönem Ausblick. |
Von Sentosa Island ging es dann zurück zur Marina Bay und dem "Supertrees", also den leuchtenden Riesenbäumen. Dort besuchten wir den Cloud Forest, einen künstlichen Gebirgsregenwald unter einer riesigen Glaskonstruktion, ähnlich wie das Gondwanaland. Jedoch wird die Temperatur hier nicht höher gehalten sondern heruntergekühlt, um das Gebirgsklima zu simulieren.
|
Der Skywalk zwischen den Riesenbäumen. |
Auf dem Rückweg zur Innenstadt schauten wir uns noch das abendliche Feuerwerk und die Lasershow am Wasser an bevor wir wieder völlig fertig wieder am Hostel ankamen.
Das waren auch schon die drei Nächte und vier Tage in Singapur. Abgesehen vom Klima könnte ich schon noch viel länger hier bleiben, doch das Auto wartet schon am Flughafen in Darwin auf uns. Dann geht es weiter Richtung Ostküste und Great Barrier Reef und hoffentlich bald raus aus dem feucht-heißen Regenklima.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen