Die Reise entlang der Westküste

Und schon liegt ein großer Teil der Westküste hinter uns. Eigentlich war dieser Abschnitt der Küste Australiens eines meiner Highlights aber die einzelnen schönen Orte liegen so weit auseinander, dass man in kurzer Zeit echt viele Kilometer zurücklegt.

The Pinnacles

Direkt hinter Perth (das heißt ca. 300km in „australisch“) war ich das erste Mal in meinem Leben „Sandboarden“. Die Sanddünen in Lancelin sind so hoch und steil, dass man sich einfach ein Holzbrett in Form eines Snowboards ausleiht, ein bisschen Kerzenwachs auf die Unterseite reibt und den Rest der Gravitation überlässt. Es funktioniert wirklich gut und man braucht auch nicht sehr viel Übung, um die kurzen Abhänge schnell herunter zu rutschen. Danach hat man zwar Sand an jeder erdenklichen Stelle des Körpers aber es macht schon Spaß.

Hinter Lancelin kommt man dann zu den Pinnacles. Ehrlich gesagt war ich von dieser Sehenswürdigkeit ein wenig enttäuscht. Die ganzen Steinsäulen, die mitten im Nichts aus dem Sand ragen sind zwar ein schöner Anblick aber nichts wirklich Beeindruckendes, vor allem well ich mir das Areal viel größer vorgestellt habe. 
Der nächste Halt war dann Geraldton. Eigentlich hatte die Stadt nicht viel zu bieten außer eine moderne Strandpromenade mit W-LAN und ein Museum in dem man viel über die gesunkene HMAS Sydney II erfahren konnte. Das australische Kriegsschiff verlor bei dem Gefecht mit einem getarnten deutschen Kriegsschiff seine komplette Besatzung, während vom deutschen Schiff die Hälfte überlebte. Beide Wracks sind nicht weit vor der Küste von Geraldton.


Von der kleinen aber netten Stadt ging es wieder weiter nach Kalbarri. Auf dem Weg dahin kamen wir am Pink Lake bzw. der Hutt Lagoon vorbei. Der See ist wirklich pink, aber nur durch die Bakterien die im sehr salzigen Wasser leben.
Im Kalbarri wanderten wir dann am frühen Morgen durch einen tiefen und äußert trockenen Canyon im Nationalpark. Obwohl wir echt früh losliefen, stiegen die Temperaturen im Tal schon um 9 auf mehr als 40 Grad an und am Ende fühlten sich die 8km an wie 15. Ich hab in den drei Stunden 2,5 Liter Wasser getrunken aber bestimmt auch genauso viel wieder ausgeschwitzt. Dieser Marsch hat sich echt gelohnt, weil es auch mal eine Erfahrung ist, durch so einen Canyon zu laufen aber es hat mir gezeigt, dass wir bei diesen Temperaturen nicht mehr so lange Wanderstrecken machen sollten. 

Im Canyon des Kalbarri Nationalpark.



Zurück am Meer und am Strand von Denham kühlten wir uns ab und besuchten am nächsten Morgen das Monkey Mia Resort. Dort werden morgens wilde Delfine am Strand gefüttert und so könnte auch ich mal einem wilden Delfin einen Fisch „überreichen“. Danach verbrachten wir noch fast den ganzen Tag im Resort, wo es endlich mal ein paar schattige Plätze im grünen Gras gab bevor es weiter ging nach Coral Bay. 

Shell Beach: Ein 120km langer Strand nur aus Muscheln.



Einer der wilden Delfine, die sich fast jeden Morgen am Resort zeigen.

Dieser Ort bestand allerdings nur aus zwei großen Campingplätzen, einem Hotel und einem Strand der direkt an das Ningaloo Reef grenzt. Das heißt man kann vom Strand direkt in das Riff schwimmen und durch die Taucherbrille bunte Fische, Riffhaie und Schildkröten sehen (wenn man sehr viel Glück hat zumindest). Doch die Schnorchelstellen im Cape Range Nationalpark 300km weiter nördlich, in der Nähe von Exmouth waren deutlich besser. Dort ist man gerade mal 30 Meter vom Strand in mitten von Fischschwärmen, Seesternen und unterschiedlichen Korallenarten, auch wenn die Korallen hier nicht so sehr farbenfroh waren wie die typischen Korallen in tieferen Riffen. Man konnte stundenlang zuschauen, wie die Fische sich bekriegen oder unter Steinen ausruhten.

Im Nationalpark hatten wir für eine Nacht einen Stellplatz auf einem der kleinen Bushcamps gebucht und so wollten wir abends nochmal zu einem Strand in der Nähe fahren, an dem beobachten sollte, wie Schildkröten schlüpfen. Auf dem Weg dahin passierte dann genau das, was man beim Autofahren in Australien vermeiden will: Im Dunkeln ist mir ein Känguru vor das Auto gesprungen. Es ging so schnell, dass ich nicht mehr viel machen konnte und ich das Känguru total gerammt habe. Dabei ist der linke Frontscheinwerfer des Autos kaputt gegangen und auch  die Motorhaube war verbeult. Nach dem Schreck war ich erstmal sehr verärgert, weil ich eigentlich wusste, dass man einfach nicht im Dunkeln in Australien fahren darf aber wir es trotzdem versuchen wollten, um die Schildkröten zu sehen. Außerdem kann so ein Schaden am Licht auch teuer werden, vor allem wenn man in einer so abgelegenen und dünn besiedelten Region ist. Somit war der eigentlich schöne Tag gelaufen. 

Ab Coral Bay war die staubtrockene Steppe voll von diesen Termitenhügeln.

Doch es ging alles nochmal ziemlich gut. Am nächsten Morgen haben wir die einzigen beiden Werkstätten in Exmouth abgeklappert und beide sagten uns, dass sie einen neuen Scheinwerfer aus Perth für 400-600$ bestellen müssten. Das dauerte zu lang und war auch ziemlich teuer und so gab uns der eine Mechaniker den Tipp, zur Müllkippe zu fahren und nach einem Ersatzscheinwerfer zu suchen. Und wir hatten echt Glück und fanden ein ähnliches Modell auf dem Schrottplatz und bauten mit dem ausgeliehenen Werkzeug der Werkstatt den Scheinwerfer aus, damit die Werkstatt ihn für uns einbaute und die Beulen wieder richtete. Alles innerhalb von eineinhalb Stunden und für 150$.

Von Exmouth wollten wir dann weiter zum Karijini Nationalpark, doch die starken Gewitter machten unseren Plan zu Nichte, denn nur 10km hinter der Abzweigung vom Highway lief das Wasser fast hüfthoch über die Straße. So mussten wir auf dem Highway weiter nach Karatha (einer Stadt in der die Bergbauindustrie ganz groß ist und Erdgas gefördert; außerdem sind in der Region einige große Eisenerzminen und so ist die Stadt auch Umschlaghafen für Eisenerz) wir fahren und sind jetzt auf dem Weg nach Broome und dann weiter ins 2500km entfernte Darwin.
Hoffentlich bleiben die Straßenverhältnisse auf dem Weg weiter passabel für uns. Leider sind selbst die Hauptstraßen hier oben immer mal wieder überflutet. Ich verstehe nicht ganz, wieso man selbst den Highway nicht einfach höher baut, aber wahrscheinlich ist der weniger Verkehr den Aufwand nicht wert. 


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