Das erste eigene Auto.
Die fünf Wochen am Fließband von TnB gingen deutlich schneller um als gedacht.
Und so lief der letzte Kasten Erde mit 88 perfekt eingepflanzten Tulpenzwiebeln der Sorte Barcelona am Donnerstag durch die Maschine.
Die Chefin war sogar noch so nett und bezahlte uns einen vollen Arbeitstag, obwohl wir schon vor der Mittagspause gehen durften. Außerdem gab sie allen Backpackern, die die Zeit dort durchgehalten haben ein bisschen "Merchandise" der Firma mit, also eine dicke Mütze, Kappe und andere Dinge. Sie schien doch ziemlich froh, dass sie uns als Unterstützung für die alljährliche Pflanzperiode hatte.
Somit hatten wir am Freitag frei und konnten die Zeit nutzen, um uns nach Autos umzuschauen.
Dadurch, dass ich online schon seit einiger Zeit die Angebote und Preise verfolgt hatte, hatten wir auch ein paar Anlaufpunkte in der "Nähe". "In der Nähe" bzw. "um die Ecke" bedeutet für Australier alles im Umkreis von 30 bis 50 Kilometer. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar hier, im Hinterland von Melbourne erstaunlich gut angeschlossen, vor allem wenn man die Bevölkerungsdichte hier in den Anfängen des Mittelgebirges in Betracht zieht, aber es wäre trotzdem unmöglich gewesen, die ganzen Autohändler und Privatleute aus den Internetanzeigen an einem oder auch an zwei Tagen abzufahren.
Zum Glück hatten wir einen netten Hostel-Nachbarn, der auch mit uns auf der Tulpenfarm gearbeitet hat und sich schon ein Auto gekauft hat und am Freitag sowieso in die Gegend musste. Dadurch konnten wir uns drei verschiedene Wagen, einen Holden Berlina, einen Ford Falcon und einen Mitsubishi Magna anschauen und Probe fahren und er konnte in der Zwischenzeit zum Baumarkt und zum Autoteilehändler.
Am meisten überzeugt hat uns aber der Holden Berlina von 1998. Ja, das Baujahr und der Kilometerstand von 189.000 gelten in Deutschland bei vielen Leuten als eindeutige Kennzeichen für einen Wagen der zum Abwracken geht aber in Australien werden Autos viel länger genutzt. Hans, also der Farmer bei dem ich arbeitete, fährt zum Beispiel einen Holden mit einer 870.000 im Tacho. Er habe auch schon dreimal den kompletten Motorblock ausgetauscht, erzählte er uns stolz, aber er sei nie in der Lage gewesen, dieses Auto durch ein Anderes auszutauschen. Dieses Beispiel ist vielleicht auch ein bisschen extrem aber hier unten ist es durchaus normal Autos, die schon mehr als 300.000 Kilometer gefahren sind, zu kaufen. Das liegt daran, dass die Wege hier einfach viel länger sind und die Kilometerstände so viel schneller ansteigen und Neuwagen deutlich teurer sind als in Europa oder Amerika.
Außerdem machte der Holden einen sehr gepflegten Eindruck, vom Innenraum bis zum Motor. Ich meine, wir sind alle keine Experten und totale Laien wenn es um Gebrauchtwagenkäufe geht aber ich hoffe, dass es die richtige Wahl war und uns die nächsten sechs Monate sicher und zuverlässig durch das Land bringt.
Auf jeden Fall werden wir extremen Bedingungen ausgesetzt sein. 50 Grad, 500 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle und totale Leere auf der Straße; das alles kann natürlich gefährlich werden.
Man merkt jetzt schon, was Sommer in Australien bedeutet. Es sind zurzeit jeden Tag 30 Grad und das gilt noch als angenehm und ist normal für den Frühling.
Am Sonntag waren wir abends nochmal auf dem Mount Dandenong und haben mit ein paar Zimmergenossen ein Abendpicknick mit Aussicht auf die untergehende Sonne und die Stadt genossen. Es war ein wirklich großartiger und anmutender Blick.
Heute, am Montag, waren wir an einem Badesee in der Nähe und haben ein neues Autoradio gekauft. Das war auch ganz oben auf der Prioritätenliste, da das 20 Jahre alte originale Radio nur einen Kassettenspieler und einen CD-Slot hatte und wir für die stundenlangen Autofahrten schon gern etwas Abwechslung durch Musik und Podcasts vom Handy gehabt hätten.
Glücklicherweise haben uns die Mitarbeiter des Ladens gleich noch beim Einbau geholfen, da wir auch gar kein Werkzeug und dazu noch keine Ahnung haben. Morgen arbeite ich wieder für einen Tag bei Hans. Ich hoffe es wird nicht allzu körperlich, denn es sollen auch morgen wieder 32 Grad werden.
Aber daran wird man sich wohl eher gewöhnen müssen und das wussten wir ja auch bevor wir hier ankamen.
Hi, Max! Erstmal unsere Komplimente: Du schreibst das alles schön anschaulich, so dass wir ganz gut miterleben können! Und wirklich eine wunderbar bunte Mischung von Fotos, eben auch von Tieren und Pflanzen/Blüten, und zuletzt dem neuen Auto!
AntwortenLöschenWir freuen uns und sind gespannt auf deine Neuigkeiten, aber natürlich haben wir alles Verständnis dafür, dass du dich nicht alle paar Tage meldest! Ich kann deine Abenteuer in diesen Wochen und Monaten ganz gut nachfühlen, glaube ich, und dass das ganz schön schwer ist, die Zeit und Muße für Berichte in die Heimat zu finden.
Hast du ein paar feste Kumpel, mit denen du auch dann auf weitere Tour gehen wirst? Ist schon ein Start dafür geplant? – Wir haben ja im Sommer 2016 in den U. S. A. Temperaturen eigentlich jeden Tag zwischen 40 und 50 Grad erlebt, also ich fand die cool, es ist dort eben eine trockene Hitze und ich nehme an, bei dir in Australia auch!?
Habe mal im Internet zum Holden Berlina etwas recherchiert: Hat ja ganz ordentlich Hubraum und Leistung, wie sind eigentlich die Sprit-Preise dort unten? – 189 Tausend Kilometer ist ja auch nicht wirklich viel für das Alter des Autos, oder sind das 189 T Meilen?
– Viel Spaß, und pass auf dich auf! – Viele Grüße aus Magdeburg von Paula, Ines und Holger
Hallo Holger,
Löschenich freue mich sehr, dass du diesen Blog so gerne liest und verfolgst. Vielen Dank.
Ja, ich bin ja schon mit einem Freund hier angekommen und mit dem werde ich dann auch reisen. Wir haben leider noch keinen festen Starttag ausgewählt aber ich denke, dass wir jetzt noch maximal bis Ende Dezember arbeiten und dann erstmal genug Geld zum Reisen haben werden.
Die Spritpreise hier sind im Vergleich zu Deutschland um einiges günstiger. Also ein Liter Benzin kostet ungefähr 1,23 australische Dollar, also umgerechnet ca. 80 Cent.
Und die Anzeige der gelaufenenen Strecke im Auto ist in Kilometer. Generell ist in Australien alles im metrischen System angegeben.
Ich hoffe, euch allen geht es gut.
Viele Grüße
Max